Das Hornussen hat seinen Ursprung angeblich im Mittelalter – früher war es in der Schweiz Brauch, brennende Holzscheite vom Berg ins Tal zu schlagen. Dies sollte böse Geister vertreiben. Als sich diese Bräuche ins Tal verbreiteten, wurde daraus irgendwann ein Sport. Heute gibt es in der Schweiz fast 300 registrierte Hornussergruppen mit fast 10000 Spielern.

Spielablauf

Hornussen wird in zwei Teams gespielt. Ähnlich wie beim Baseball gibt es eine Mannschaft, die schlägt, und eine, die verteidigt. Das Ziel des schlagenden Teams ist es, den Nouss (eine Kunststoffscheibe, eine Art Puck) möglichst weit in das gegnerische Spielfeld hineinzuschlagen. Geschlagen wird mit einem “Stecken” – ein bis zu drei Meter langer Metallstock. Der Nouss wird auf den “Bock”, eine Abschlagrampe aus Metall, gesetzt und danach mit dem Stecken abgeschlagen.

Dabei können Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h erreicht werden, und der Nouss erreicht regelmässig eine Flugweite von mehreren hundert Metern. Neben Gewicht, Form und Schlagtechnik wird die Flugbahn und Weite auch von Wind, Wetter und Umgebung beeinflusst. Der Nouss nur etwa 6 cm breit, weswegen er für die Spieler schwer zu sehen ist. Das Abschlagen erfordert viel Kraft und eine gute Technik. Es braucht viel Konzentration, um den drei Meter langen Stecken präzise zu kontrollieren und den Nouss abzuschlagen.

Gespielt wird auf dem “Ries” – das Spielfeld. Dieses ist trapezförmig und kann eine Länge von über 350 Metern haben. Zwischen dem Bock und Beginn des Spielfelds liegen 100 Meter, und danach beginnt das Ries. Pro zehn Meter wird eine Markierung angebracht, um die Flugdistanz des Nouss zu messen. Das Spielfeld ist am Anfang acht Meter, und am Ende etwa 15 Meter breit. Die Verteidiger verteilen sich regelmässig auf dem Ries, um eine möglichst grosse Fläche des Spielfelds erreichen zu können.

Das Ziel der Verteidiger ist es, den Nouss “abzutun” – also möglichst früh zu stoppen. Dazu wird eine “Schindel” verwendet, eine flache Abfangschaufel, mit der der Nouss in der Luft abgefangen werden kann. Die Schindel ist aus Eschen- oder Ulmenholz gefertigt, hat eine Grösse von 60×60 cm und wiegt fast vier kg. Das schlagende Team erhält nur Punkte, wenn der Nouss ungehindert den Boden im Spielfeld berührt.

Die Verteidiger setzen deswegen alles daran, den Nouss mit ihren Schindeln zu treffen oder den Nouss komplett aus dem Spielfeld zu schlagen. Das Abtun erfordert viel Geschick bei der Voraussage, wo der Nouss landen wird – die Form des Nouss und äussere Einflüsse wie insbesondere Wind können zu unvorhersagbaren Flugbanen führen. Und die Verteidiger haben nur etwa fünf Sekunden Zeit, um den anfliegenden Nouss zu erkennen, an die mutmassliche Fallstelle zu sprinten und abzutun.

Alle Verteidiger tragen Helme ähnlich wie im Eishockey, um Verletzungen durch den abprallenden Nouss von der Schindel zu verhindern. Der Helm verhindert die meisten Verletzungen. Trotzdem kann es aber manchmal zu kleinen Blessuren kommen – gebrochene Finger oder Ähnliches.

Sollte der Nouss trotz aller Verteidigungsversuche den Boden ungehindert erreichen, so erhält das verteidigende Team einen Penalty-Punkt pro 10 Meter Schlagweite (sofern der Nouss mindestens 100 Meter geflogen ist – unter 100 Metern gibt es einen Punkt). Das Spiel gewinnt das Team, welches die wenigsten Penalty-Punkte hat. Ein Spiel hat keine festgelegte Dauer, normalerweise werden aber zwei Umgänge gespielt. Dies dauert meistens etwa drei bis vier Stunden. Pro Umgang schlägt und verteidigt jede Mannschaft einmal. Jeder einzelne Spieler schlägt pro Umgang zwei “Streiche” mit je drei Versuchen.

Zusätzlich zur Mannschaftswertung wird manchmal (insb. bei der Schweizer Meisterschaft und bei Festanlässen) eine Einzelschlägerwertung geführt. Massgeblich dafür sind die geschlagenen Punkte. In der Meisterschaft werden zusätzlich noch Rangpunkte aus den einzelnen Spielen berücksichtigt, um Mannschaften mit vorteilhaften Spielfeldern nicht zu begünstigen.

Hornussen ist eine Mischung aus Einzel- und Mannschaftssport. Die Team-Aspekte stehen aber klar im Vordergrund, so ist das Abtun wichtiger als das Schlagen: Ein Team kann auch mit wenigen Treffern gewinnen, sofern es denn umso mehr Treffer des Gegners verhindern konnte. Viele Spieler schätzen die Kameradschaft und das Teamplay beim Hornussen.

Wettspiel

In den Ursprüngen des Hornussens war es die Pflicht der verlierenden Gesellschaft, das nach dem Spiel eingenommene Essen (Zvieri, Brotzeit) zu bezahlen. Heute schliessen die Mannschaften stattdessen eine Wette über den Spielausgang ab. Der Einsatz liegt bei etwa 50 bis 100 Franken pro Spiel. Üblich ist auch, dass einzelne Spieler miteinander über die abgeschlagenen Punkte um ein Bier wetten.

Geschichte

Der Ursprung des Hornussens ist nicht ganz klar. Möglicherweise handelt es sich um ein altes Kriegsspiel, das bis auf die Germanen zurückgeht. In den Anfangszeiten des Hornussens wurde vorallem auf dem Land gespielt – meist von jungen, ledigen Bauern. Diese trafen sich im Spätsommer und Herbst, um auf abgeernteten Feldern gegen Bauern aus anderen Dörfern anzutreten. Gemäss Überlieferungen diente das Hornussen vorallem zum Kräftemessen unter den Spielern, soll aber auch zum Regeln von Streitigkeiten zwischen Dörfern genutzt worden sein.

Trotz spielerischer Schlichtungsversuche soll es nach dem Hornussen nicht selten zu wüsten Raufereien gekommen sein. Erstmals wurde das Hornussen im frühen 17. Jahrhundert in kirchlichen Aufzeichnungen dokumentiert – die Kirche rügte das sonntägliche Hornussen der Dorfbevölkerung. Hornussen wurde auch in der Literatur erwähnt, so zum Beispiel im Roman Uli der Knecht von Jeremias Gotthelf (19. Jahrhundert) – ein Roman über einen jungen Emmentaler, das Hornussen und die früher dazugehörigen Prügeleien. Hornussen wurde über die Jahre immer beliebter und die Spielerschaft wuchs, und Hornussen entwickelte sich zur Nationalsportart.

Der Name “Hornussen” steht im Schweizerdeutschen Dialekt für “Hornisse”. Es gibt verschiedene Erklärungsversuche, warum die Sportart genau so genannt wird. Einer davon ist, dass der schwirrende Ton des Nouss an das Surren einer Hornisse erinnert.

Nationalsportart Hornussen in der Gegenwart

Heute wird Hornussen von Menschen jeden Alters und aus allen sozialen Schichten gespielt. Es ist aber immer noch am meisten in der Deutsschweiz verbreitet, vor allem im Kanton Bern. Alleine in Bern gibt es über 100 Gesellschaften, die sich dem Hornussen widmen. Es gibt eine Schweizer Nationalliga und fünf regionale Ligen, und ebenfalls wird alle drei Jahre das Eidgenössische Hornusserfest ausgetragen. Das Hornussen ist immer noch beliebt – die rund 270 registrierten Schweizer Hornussergruppen zählen rund 8’300 Spielerinnen und -spieler. Hornussen gilt traditionell als Männersportart, es sind heute aber auch Frauen aktiv. Der Frauen-Anteil bleibt aber verhältnissmässig tief – nur rund neun Prozent aller Spieler sind weiblich. Trotzdem wird jährlich ein reiner Frauenwettkampf ausgetragen.

Hornussen im Ausland

Hornussen wird nicht nur in der Schweiz gespielt, es gibt auch eine recht aktive Gesellschaft im fränkischen Baden-Württemberg in Deutschland. Es gibt auch einige Hornusser in Südafrika, die regelmässig an den schweizerischen Hornusserturnieren teilnehmen. In Südafrika wird Hornussen “Swiss Golf” genannt. Es gibt seit ein paar Jahren sogar Hornussen-Clubs in den Vereinigten Staaten!

Lesen Sie hier alles über die Tour de Suisse!

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Max Hofer

Chef-Redakteur 98 Artikel

Mein Name ist Max Hofer, und ich bin leidenschaftlicher Sportwetten-Fan. Wenn ich ein Fußballspiel verfolge – sei es im Stadion oder daheim am Fernseher – dann gehört für mich eine Wette einfach dazu. Vor einigen Jahren habe ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und bin seitdem als Chef-Redakteur für SportwettenSchweiz tätig..

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