Nationale Vereinigungen wie Swiss Sport Integrity, die Agentur für Anti Doping Schweiz, und ähnliche Institutionen orientieren sich in der Definition von Doping an der WADA. Diese erläutert in mehreren Artikeln, dass vom Gebrauch oder versuchten Gebrauch von verbotenen Substanzen abzusehen ist.

In diesem Artikel werden wir uns mit den jüngsten Doping-Skandalen in der Schweiz befassen. Wir gehen außerdem auf die verschiedenen Massnahmen zur Doping-Bekämpfung ein und ob eine Zukunft ohne Doping in der Schweiz möglich ist.

Wie weit ist Doping in der Schweiz tatsächlich verbreitet?

Aufsehen erregen natürlich Anklagen wie erst letztes Jahr im August gegen den Mountainbiker Mathias Flückiger. Von Anfang an hat er seine Unschuld beteuert und er ist seit März dieses Jahres wieder bei Wettkämpfen in seiner Paradedisziplin zugelassen.

Mathias Flückiger ist nach Doping Anklagen wieder aktiv

Bild: Mathias Flückiger © CTK / Alamy Stock Photo

Es scheint immer wieder, als wäre gerade der Radsport prädestiniert für Doping-Fälle. Tatsächlich gehen die Anti Doping Regelungen auch auf den Tod eines Radrennfahrers, des Briten Tom Linton, 1886 zurück. Damals gab es wohl schon erste Dopingverbote, allerdings kaum wirksame Tests und Verfahren.

Eine medienwirksame und internationale, breite Anti Doping Bewegung entstand erst ab den 60er-Jahren, nachdem wieder ein Radrennfahrer, der Däne Knut Enemark Jensen, an den Folgen seines Amphetaminmissbrauchs verstorben war.

Kaum ein Sportler in dieser Zeit kam ohne leistungssteigernde Substanzen aus in diesen Jahren, wenn er internationale Wettkämpfe bestreiten und selbstverständlich auch
gewinnen wollte. Schweizer Sportler bildeten darunter keine Ausnahme.

Prominente Doping-Skandale in der Schweiz

  • 1987: Zu den bekanntesten Fällen von Doping in der Schweiz gehören Sandra Gasser, Leichtathletin, welche Probleme mit der Dopingkontrolle bekam.
  • 1998: Aufsehen und vielen Fans immer noch gut in Erinnerung ist das Radsport-Team Festina.
  • 2001: Beat Abderhalden wurde als der erste Schwinger des Dopings angeklagt.
  • 2005: Brigitte McMahon gibt ihren Doping-Konsum zu.
  • 2007: Martina Hingis Tränen auf der Pressekonferenz von sind Tennis begeisterten Menschen noch heute in Erinnerung.
  • 2016: Es werden Anschuldigungen gegen Fabian Cancellara erhoben, dass er während der Tour de Suisse 2008 verbotene Substanzen verwendet haben soll.
  • 2020: Radprofi Pirmin Lang gesteht ein ganzes Doping Netzwerk ein.
  • 2021: Arzt und Hürdenspringer Kariem Hussein findet sich im Fokus der Doping-Behören wieder und gesteht Irrtum auf Twitter.

Anti-Doping Maßnahmen und die Kontroverse um die Kontrolle

Nicht nur der Thurgauer Hussein, sondern so mancher weitere prominente Doping-Fall in der Schweiz und international, machen immer wieder darauf aufmerksam, wie einfach und rasch es passieren kann, dass sich eine verbotene Substanz in einer Probe nachweisen lässt. Vom Lippenpflegestift bis zur Lutschtablette hören und lesen die interessierten Sportzuseher sinnvolle und absonderliche Erklärungsversuche.

Ganz abgesehen davon, dass organisiertes Doping, wie es aus der DDR unter anderem bekannt wurde, verdammt und bekämpft gehört, müssen dennoch Art und Entnahme von Proben sowie zeitliche Abläufe bei der Doping-Kontrolle in Frage gestellt werden. Der Fall von Mathias Flückiger zeigt dies eindrucksvoll auf.

Das Anti Doping Kontrollsystem von Swiss Sport Integrity soll die Dopingliste Schweiz nicht nur möglichst kurz halten, sondern den Sportlern auch Aufklärung und Hilfe anbieten. Unfälle oder Nahrungsumstellungen reichen oft schon aus, um abweichende Proben festzustellen. Die Swiss Sport Integrity kümmert sich dabei nicht nur um die heimischen Sportgrößen aller Alter und Klassen, sondern auch um den Nachwuchs.

Als Austragungsort vieler Sportveranstaltungen und Wettkämpfe hat die Schweiz auch einen Ruf zu verteidigen für saubere Wettkämpfe. Die Swiss Sport Integrity führt die Proben für solche Sportereignisse auch für Veranstalter wie FIFA, FIS, IBU und andere aus. Somit betreut die Schweizer Anti Doping Organisation die Dopingkontrolle innerhalb und außerhalb eines Wettkampfes.

Interessant zu erfahren, dass „im Wettkampf“ mehr Substanzen verboten sind, denn außerhalb des Wettkampfes und vielleicht auch der Ansatz einer Erklärung, warum immer wieder von Missverständnissen die Rede ist.

Vielleicht erklärt auch die Anzahl der Kontrollen so manche Kontroversen. Hier die zehn am meisten kontrollierten Sportarten für Doping in der Schweiz im Jahr 2021 (Quelle: Statista).

Doping in der Schweiz - Anzahl der Dopingproben nach Sportart

Dopingproben in der Schweiz nach Sportarten 2021 (Quelle: Statista)

Problematisch und heiß diskutiert beim Ablauf von Doping-Kontrollen sind die eingesammelten Informationen, wenn es zu einer positiven Analyse einer Probe gekommen
ist. Neben Missbrauchssubstanzen Kokain, THC, Heroin und Methylendioxymethamphetamin werden auch Substanzen und Methoden aufgezeigt, die Leistung steigern können.

Manipulationen von Blut und Blutbestandteilen wurden im nordischen Wintersport und in der Leichtathletik immer wieder beanstandet. Anabolika, Wachstumsfaktoren,
Hormonbehandlungen und Stoffwechsel-Modellierungen wollen aufgedeckt werden. Wobei systematisches Doping keine reine Erscheinung des Spitzen- oder Profi-Sportes ist.

Selbst im Breitensport ist Doping in der Schweiz und weltweit zu finden. Teilweise sicherlich unwissentlich von den Sportlern, weil sie Empfehlungen von Trainern selbst im Fitnessstudio Folge leisten. Großteils wissentlich, weil Muskeln und Ausdauer gesteigert werden sollen.

Doping in der Schweiz als gegeben hinnehmen oder bessere Kontrollen finden?

Neben der Swiss Sport Integrity kümmert sich die Disziplinarkammer des Schweizer Sports und Swiss Olympic um Prävention bereits im Jugendbereich und aktive Bekämpfung vorhandener Missstände. Faire und glaubwürdige Sportveranstaltungen kann es nur ohne Doping geben.

Nicht nur Swiss Olympic, auch andere nationale Organisationen weltweit, haben sich für eigene oder eine Übernahme von Ethik-Regeln aus der WADA oder dem IOC entschieden.

Diese Prinzipien für den Schweizer Sport, die Schweizer Ethik Charta, rufen zu Förderung des Sports und nicht zur Überforderung auf. Fairness und Verantwortung stehen im Mittelpunkt und selbstverständlich wird neben Doping und Drogen auch dem Tabak und Alkohol eine Absage erteilt.

Korruption im Sport soll ebenso bekämpft und offengelegt werden. Korruption, gerne auch Netzwerke oder Seilschaften genannt, sind ein tragender Teil des organisierten Dopings im Spitzensport.

Athleten tragen die alleinige Verantwortung!

Sie wird Strict Liability genannt und ist auch in der Schweiz die Grundlage des Kampfes gegenDoping im Sport. Die alleinige Verantwortung trägt der Athlet selbst. Er muss sicherstellen, dass keine verbotenen Substanzen in seinen Körper gelangen, oder Maßnahmen angewendet werden, welche verboten sind oder zu veränderten Analyseergebnissen führen können.

Freundlicherweise stellt die Swiss Sport Integrity eine Medikamentenabfrage auf ihrer Webseite zur Verfügung. Nicht jeder Sportler hat neben seiner Hauptberufung auch noch Zeit und Muße sich als Arzt ausbilden zu lassen und auch Ärzte wissen nicht immer, was der aktuelle Stand der Dinge ist.

Infolgedessen findet sich ein Angebot an Sportler und Trainer sowie Betreuer ihr Wissen, um die Anti-Doping-Bestimmungen und allem, was an Substanzen und Maßnahmen darunter erfasst ist, in einem Kurs zu erweitern und ein Anti-Doping-Zertifikat zu erlangen.

Das Programm nennt sich „I Run Clean“ und wird in Form von E-Learning angeboten. Wie die Statistik zeigt, ändern sich die Zahlen kaum (Quelle: Statista).

Doping Fälle in der Schweiz in den letzten Jahren

Bild: Anzahl der Dopingverstöße in der Schweiz von 2016 bis 2021 (Quelle: Statista)

Bleibt zu hoffen, dass in diesen wertvollen Seminaren auch intensiv über Supplemente und Nahrungsergänzungsmittel gesprochen wird. Sie sind der Hauptgrund für weit verbreitetes Doping vom Fitnessstudio bis zum Dorf-Sportverein.

Nichtwissen schützt leider vor Strafe nicht und verunreinigte oder importierte Substanzen lassen sich gerade in diesen hochgelobten Präparaten nachweisen. Stolz weist man auf den Seiten der Schweizer Anti Doping Kämpfer noch darauf hin, dass selbstverständlich anonym angezeigt werden kann. Dass Hinweise und Verdächtigungen aller Art vertraulich behandelt werden und man der Bedeutung weiterer Ermittlungen große Aufmerksamkeit schenkt.

Sport in Zukunft ohne Doping – Ist das möglich ?

Der Mensch strebt größtenteils danach, sich zu verbessern. So auch im Sport durch den Aufbau von leistungsstarken Muskeln, durch die Ernährung für ein schützendes
Immunsystem oder die Anwendung von Technik, um sich den Alltag zu erleichtern.

Solange es Sport und Wettkämpfe gibt, wird es die Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten geben. Mit der Erforschung und Entwicklung neuer Substanzen, das Finden neuer Hilfsmittel im Training und im Ablauf von Veranstaltungen wird weiter ausgebaut. Wo genau beginnt das Doping und was wird im Laufe der Jahre erlaubt oder neu verboten?

Der Sport ohne Doping ist leider nur ein Traum. Wie Helden werden so manche Profis auf Skiern, auf dem grünen Rasen oder im Schwimmbecken, auf dem Asphalt und in den Hallen und Stadien verehrt. Unglaubliche Summen Geld werden im Sport verdient und bewegt.

Solange der Gedanke an Gleichstellung und Fairness gegenüber allen Menschen nur geträumt wird, aber nicht gelebt. Solange der Sport nicht wirklich als Brückenbauer
zwischen Menschen und Kulturen dienen kann, sondern mehr und mehr zu einem politischen Druckmittel degradiert wird, solange wird es Doping geben im Sport, nicht nur in der Schweiz!

Seit der Erfindung von Wettkämpfen suchen die Teilnehmer nach Möglichkeiten besser, schneller, schöner, weiter zu werfen, zu laufen, zu schwimmen oder zu springen. Der Einsatz von stärkenden Substanzen mag sich im Laufe der Jahrtausende gewandelt haben, zum Verschwinden wird er wohl nicht gebracht.

Doping in der Schweiz wird im Spitzensport skandalisiert, der angeklagte, angeblich überführte Sportler gebannt. Wie auch der Fall von Mathias Flückiger gezeigt hat, haben wir vielleicht eine Liste von Substanzen und Maßnahmen, am Kontrollmechanismus gilt es jedoch noch viel zu optimieren.

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Max Hofer

Chef-Redakteur 92 Artikel

Mein Name ist Max Hofer, und ich bin leidenschaftlicher Sportwetten-Fan. Wenn ich ein Fußballspiel verfolge – sei es im Stadion oder daheim am Fernseher – dann gehört für mich eine Wette einfach dazu. Vor einigen Jahren habe ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und bin seitdem als Chef-Redakteur für SportwettenSchweiz tätig..

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